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CIA vs. FBI – Das Dilemma der Dienste im Vorfeld des 11. September

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Dr. Florian Huber:

CIA vs. FBI – Das Dilemma der Dienste im Vorfeld des 11. September

Am 23. August 1996 erklärte Osama bin Laden den Amerikanern öffentlich den Krieg: „Euch zu terrorisieren ist legitim und unsere moralische Pflicht“. Der Eindruck, die USA hätten diesen Warnruf vor dem 11. September komplett ignoriert, ist falsch. Die wichtigsten Ermittlungsbehörden des Landes, die Bundespolizei und der Auslandsgeheimdienst, waren al-Qaida auf der Spur.

FBI-Mann und Antiterrorchef John O’Neill vom New Yorker Büro rechnete fest mit einem Angriff auf seine Stadt. Er war seit dem Anschlag auf das World Trade Center 1993 überzeugt, dass die islamistischen Terrorgruppen einen Brückenkopf in den USA errichteten. O’Neill war einer der wenigen, der die Bedeutung Osama bin Ladens erkannte und alles daran setzte, ihn vor Gericht zu bringen. Seine Vorgesetzten aber waren anderer Meinung. Bis zum Juni 1999 setzte das FBI bin Laden nicht auf die Liste der meistgesuchten Verbrecher.

Beim Auslandsgeheimdienst CIA gab es einen Mann, der O’Neills Einschätzung von al-Qaida teilte: der Antiterror-Agent Michael Scheuer. Auch er hatte die Ziele der Gruppe genau studiert, auch er sah sein Land in einem Kampf auf Leben und Tod mit Osama bin Laden. Nach den Selbstmordattentaten auf US-Botschaften 1998 drang er vehement darauf, Osama bin Laden zu töten. Doch die US-Regierung ließ selbst gute Gelegenheiten für eine Tötungsaktion verstreichen.

Die beiden Männer in FBI und CIA, dieal-Qaida eng auf den Fersen waren, wären perfekte Verbündete gewesen. Tatsächlich bildeten FBI und CIA eine gemeinsame Task Force, die “Bin Laden Issue Station” Doch eine konstruktive Zusammenarbeit kam nicht zustande. Die Gründe dafür sind erstens instutioneller Natur. Die beiden Dienste sind eifersüchtige Rivalen um die Macht im Staat. Zweitens ist ihre Arbeitsweise grundverschieden. Während das FBI auf gerichtliche Verfahren hinarbeitet, geht der CIA Geheimhaltung über alles. Dieser Widerspruch manifestierte sich in den Figuren O’Neill und Scheuer. Sie hatten gegensätzliche Strategien und hassten einander, so wie ihre Dienste sich hassen. Davon profitierte am Ende der Dritte: Osama bin Ladens Todfeinde in Amerika waren tief zerstritten.

FBI und CIA hatten jeweils entscheidende Teile des Puzzles, die sie voreinander verbargen. So war der CIA bekannt, dass die erste Welle von al-Qaida Leuten bereits im Januar 2000 in den USA eingesickert waren. Doch sie behielten diese Information dem FBI vor. Hätten die beiden Dienste kooperiert, hätten sie 9/11 verhindern können.

Der Umgang von CIA und FBI im Vorfeld des 11. September hatte schwerwiegendere Konsequenzen als jedes andere ihrer Versäumnisse. Sind für dieses fatale Versagen institutionelle Gegensätze, Revierkämpfe, Rivalität und Ego-Kollisionen ausreichende Erklärungsmuster? Oder deutet das Versagen der Dienste doch eher auf den „inside job“, der die Anschläge zuließ?

Quelle: Online-Zeitung Schattenblick, www.schattenblick.de